20150227_173757 Kopie

Ich bin selbst noch ganz baff.

Wenn ein altes, vom Schnitt her geliebtes Kleidungsstück, irgendwann komplett abgerockt war, war ich halt ein bisschen betrübt; und wenn ich Glück hatte, habe ich etwas ähnliches gefunden.

Heute, und ich meine genau heute, hielt ich plötzlich so etwas Ausgeleiertes, Löchriges, Geliebtes in den Händen, weil ich es bis jetzt noch nicht gepackt hatte, da einen Putzlumpen draus zu machen. Wie von selbst wanderte das Ding in meine Tasche und kam mit zur Arbeit. Da habe ich es erst gut sichtbar deponiert, erledigte anstehende Dinge und blinzelte ab und zu rüber. Und dann überkam es mich.

Ich hatte nix da, keinen Tesafilm, kein Backpapier, kein gar nichts. Transparentpapier? Fehlanzeige! Aber ich habe es hinbekommen: Ich habe heute, wahrscheinlich sehr Freestyle und für echte Schneider ein Grund, mich mit einem nassen Handtuch zu vermöbeln, ein Schnittmuster nach einem vorhandenen Oberteil erstellt bzw. kopiert. Mit Hilfe einer ollen Decke, 80 g-Papiers, eines Bleistifts, eines Eddings und einer Rolle Washi-Tape.

Und jetzt kommt´s! Das Kleidungsstück, das ich nach dieser Kopie genäht habe, es passt!!!

Und wisst ihr was?
Das ist überhaupt nicht so kompliziert:

20150226_192357 Erstens (1) legst Du ne Decke auf Deinen Arbeitstisch (mache ich beim nächsten Mal gleich!), plazierst das Shirt darauf, faltest Seitennaht exakt auf Seitennaht und fixierst sie mit ein paar Stecknadeln inklusive der darunterliegenden Decke.
Dann bügelst Du das Shirt, prüfst noch einmal, ob die Seitennähte sich nicht verzogen haben, korrigierst ggfs. und steckst die Bügelkanten links und rechts ebenfalls direkt auf der Decke fest. Die Ärmel sollten erst einmal hochgeklappt werden.
Ist das erledigt, kannst Du mithilfe von Transparentpapier oder Kopierpapier (mir fällt dazu nur BURDA ein, gibt sicher auch andere Marken) anfangen, den Schnitt zu kopieren. Hierzu legst Du das Papier bündig an der linken Bügelkante (also dem Stoffbruch) an (bei mir war das das Rückenteil) und zeichnest entlang der Seitennaht bis die Linie an die Unterseite des Ärmels stösst. Dort stoppst Du. Dann zeichnest Du oben die Ausschnittlinie sowie die Bundkante (unten) ein. Analog verfährst Du mit der rechten Bügelkante (bei mir die Vorderseite) und kannst im Anschluß das Kleidungsstück von der Decke lösen.

20150227_132336Zweitens (2) legst Du das Shirt mit der Front oben auf die Decke und fixierst wieder mit ein paar Stecknadeln exakt die Mitte, legst also Bügelfalte auf Bügelfalte. Die Seiten auch noch einmal ausrichten und feststecken.

20150227_133355Dann legst Du Deinen Schnitt an und überträgst die Schulternaht auf das Kopierpapier sowie die Rundung des Armausschnitts bis zum unteren Antosspunkt. Ist das erledigt, musst Du nur noch die gewünschte Nahtzugabe einzeichnen, damit der Schnitt aus dem Kopierpapier ausgeschnitten werden kann.
Analog verfährst Du auch so mit dem Rückenteil Deines Schnittmusters. Denk dran, die Schnittmusterteile mit „Vorder-“ und „Rückseite“ zu beschriften und beschrifte auch den Stoffbruch. Nur zur Sicherheit.

20150227_135145Drittens (3) richtest Du nun einen Ärmel aus und fixierst ihn mit Stecknadeln auf der Decke. Ggfs. musst Du noch einmal bügeln. Nun legst Du das Kopierpapier an und zeichnest die Umrisse des Ärmels bis zu den Anschlussstellen (Schulter und Seitenteil). Füge an der Anschlussstelle, den Ärmelbündchen und der Unterseite deiner Zeichnung die Nahtzugabe hinzu, damit der „halbiert Ärmel“ ausgeschnitten werden kann.

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Fertige eine spiegelverkehrte Kopie Deines Papierzuschnitts an und füge beide Teil wie auf dem Foto zusammen. Da mein Shirt schon derart verzogen war, gab es eine nicht zu verachtende Riesenlücke, habe ich einfach mit Papier „aufgefüllt“. Auch den unteren Ärmelabschluss habe ich zum Schluß noch einmal korrigiert und mit dem Lineal begradigt.

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Und viertens (4) wenn Du dann noch Lust hast (wovon ich ausgehe!), überträgst Du Dein fertiges Schnittmuster auf den Stoff Deiner Wahl, markierst auf den Ärmelteilen die höchste Stelle als Nahtanstosspunkt für die Schulternaht, kannst mit dem Nähen loslegen und hast danach sowas:

20150227_174305

Schön, oder?! :)


Kommentare

3 Antworten zu „Copycat”.

  1. […] Weil ich keinen Schnitt in meiner Mappe so richtig passend fand, fing ich ausgehend von meiner Schnittmusterkopie eines alten Langarmshirts an zu freestylen in Richtung Carmenshirt. Schulterfrei geht auch im […]

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  2. Tolle Anleitung. So habe ich noch nie ein Schnittmuster erstellt, aber es klingt wirklich einfach und ich werde es mal ausprobieren. Das Shirt sieht übrigens wirklich toll aus, sowohl vom Schnitt als auch der Farbauswahl und der Kragen ist ein richtiger Hingucker.

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