Ich habe mich doch noch spontan vorm Urlaub dran gemacht, mein famoses Vintagekleid so abzuändern, dass ich bequem hineinpasse. Zum Glück waren die Nahtzugaben extrem großzügig, sonst hätte ich mir das Kleid erst gar nicht angeschafft!
Unvorteilhaft waren ja zum einen die Keileinsätze der Armausschnitte (uuunbequem eng, für ganz dünne Ärmchen gemacht) und andererseits die Taille. Ich habe zwar vor der Änderung knapp hineingepasst, aber Nahrungsaufnahme wäre nicht drin gewesen und ich sage ohne rot zu werden: Aus der Nummer, mal ganz schnell für ein Kleidungsstück 1 bis 2 Kilo abzunehmen, bin ich komplett rausgewachsen.
Auch wenn es auf mindestens einem Foto nach unüberlegtem Kleidermassaker aussieht, habe mir bei meinem Vorgehen schon etwas gedacht. Ehrlich!
Zuallererst habe ich das Taillen-Ripsband herausgetrennt. Die Entscheidung, es nicht 2,5 cm auszulassen und auch nicht wieder einzunähen, fiel tatsächlich erst nach der letzten Anprobe, denn das Kleid sitzt auch ohne Ripsband in der Taille wie es soll.
Den Rock habe ich komplett aufgetrennt und vom Oberteil gelöst. Zwischenzeitlich gab es nur eine Verbindung zwischen den beiden und zwar den rückwärtigen Reißverschluss. Der ist noch (fast) einwandfrei und darf noch eine Weile bleiben.
Das Vorderteil des Rockes war gekräuselt und zwei Falten von ca. 15 cm Breite waren zur Mitte hin gelegt. Ich wollte es etwas weniger füllig haben und habe mich entschieden, das Vorderteil an den Seiten jeweils um diese 15 cm zu kürzen. Später habe ich die an den Seiten wieder zusammengefügten Rockteile bis auf einen Seitenabstand von 4 cm abermals eingekräuselt und an das Oberteil genäht.
Davor habe ich die eingesetzten Armkeile herausgetrennt und die Armlöcher mit einer Nahtzugabe von 1 cm komplett neu genäht sowie das Oberteil an den Seiten um jeweils 1,25 cm ausgelassen.
Nach der ersten Anprobe war klar, dass es einmal wieder nicht ohne Rückenabnäher geht, diesmal bis ganz oben hin. Und auch am vorderen Oberteil musste gebosselt werden, weil es etwas abstand. Zuerst habe ich die Körbchen an den seitlichen Nähten um jeweils 1,5 cm abgenäht nur um festzustellen, dass das Bustier schon vorher nicht symmetrisch genäht worden war. Also wieder auftrennen und nur rechts den Abnäher drin lassen. Hat geklappt, danach saß es. :)
Zuletzt kam die Fleißarbeit: Den Rocksaum per Hand annähen und auch alle Blenden des Oberteils wieder per Hand annähen. Bäh!
Ich habe sowieso gestaunt über die vielen robusten Handnähte, die dieses Kleid zusammengehalten haben, insofern hat es nun viel seiner Authentizität verloren. Aber ich muss mir einfach eingestehen: Den Ehrgeiz, alles wieder per Hand zu nähen, hatte ich von vorneherein nicht.
Und überhaupt: Hätte mich vor fünfundfünfzig Jahren einer zum Handnähen angehalten, ich garantiere Euch, Nähen wäre ganz sicher nicht mein Hobby und später mein Job geworden.
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